Israel
Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken und Prof. Dr. Stefan
Majetschak haben mit Studierenden der Kunstwissenschaft und Visuellen
Kommunikation im Rahmen einer Studienreise (30.8. -
6.9.2015) Tel Aviv und Jerusalem
besucht. Es werden sowohl zentrale kunstwissenschaftlich
wie politisch-kulturell bedeutsame Stätten wie z.B. das Grab Theordor Herzls
auf dem Herzl-Berg in Jerusalem oder die Westmauer („Klagemauer“) des
ehemaligen jüdischen Zentralheiligtums besucht und vor Ort analysiert, als auch
Museen der Landesgeschichte (Israelmuseum Tel Aviv) und der Gegenwartskunst
(Kunstmuseum Tel Aviv) sowie mit der Kunstakademie Bezalel in Jerusalem schließlich
auch eine Partneruniversität der Kunsthochschule Kassel aufgesucht. Im
Vordergrund steht die zentrale Fragestellung nach der kulturellen Identität
eines Landes aus der Perspektive von Geschichte und Gegenwart. In diesem Rahmen
werden inhaltliche Schwerpunkte wie ‚Bauhaus in Israel’, Holocaust als Thema in
der Kunst, Jüdische Kultur als Thema in kulturgeschichtlichen Sammlungen und im
Kontext künstlerischen Schaffens gesetzt. Darüber hinaus wurden mit
verschiedenen Kustoden*innen und Wissenschaftler*innen sowie ihren Studierenden
in Tel Aviv, Ramat Gan und Jerusalem über die o.g. Thematiken diskutiert.
Zudem fanden eine Reihe von Gesprächen statt, so mit Dr. Zevi Becker, der u.a. die religiöse
Verankerung des jüdischen Glaubens in die heutige Alltagskultur und jungen
Generation thematisierte. In Tel Aviv wurde das Bauhaus-Viertel erwandert: Vor
Ort wurde mit Prof. Yasky und Studierenden von der Bezalel University
gesprochen. Sowohl die Auswanderung von jungen Bauhaus-Architekten in den
1930er Jahren wie auch die Utopien, die mit dem Kibbuz als Lebenskonzept
verbunden wurden, und deren Aktualität in heutiger Zeit waren Thema. Im
Kunstmuseum Tel Aviv wurde das Jüdische in der Kunst der Moderne und besonders
in der Gegenwartskunst erörtert; neben einer Werkbetrachtung in der
Schausammlung diskutierten wir mit der Kuratorin für Gegenwartskunst, Dr. Ruti
Direktor. Ein weiteres Gespräch fand mit Prof. Mijam Rajner von der Bar-Illan
Universität in Ramat gan statt: Sie ist spezialisiert auf die Fragestellung des
spezifisch Jüdischen in der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Ein wichtiger Bestandteil der Reisevorbereitung war eine
Kurzexkursion nach Berlin Ende Mai 2015: Besuch des Jüdischen Museums mit
anschließendem Gespräch mit der stellvertretenden Direktorin dieses
Ausstellungshauses, Cilly Kugelmann, und der Ausstellung „Tel Aviv Museum of
Art visits Berlin“ im Gropius-Bau sowie die Teilnahme an einer Kabbalat
Shabbat-Feier in der Synagoge Rykestr./Berlin.
Den Hintergrund für die geplante
Studienreise stellt die Kooperation der Kunsthochschule Kassel mit der
Kunstakademie Bezalel in Jerusalem und dar. Zielpunkt der Studienreise ist der
Erwerb elementarer Kenntnisse der Kunst und Kultur des Landes und der
interkulturelle Dialog zum Thema ‚jüdische und israelische Identität in der
Gegenwart’. Die Aneignung kunsthistorischen Wissens stellt zunächst die
Grundlage der Studienreise dar: Die Analyse von Bauten (Grabeskirche,
Westmauer) in der Altstadt von Jerusalem, der Herzl-Berg und die Gedenkstätte
Holocaust Yad vaShem. An einem weiteren
Reisetag wird in Jerusalem das Israel-Museum besucht, wo wir u.a. den Schrein
des Buches anschauen werden.
Es war ein
zentrales Anliegen der Projektleiter, dass nicht nur kunstwissenschaftliche
Kenntnisse erworben werden, sondern dass die Studierenden eine elementare
Erweiterung ihres Erfahrungsschatzes erleben. Die Begegnung der jungen
Generationen in Deutschland und Israel bedeuten das Kennenlernen und Wertschätzen
einer anderen nationalen wie kulturellen Identität und nicht zuletzt die
Befragung der eigenen Identität. Besonders diese Aspekte betreffen die
gemeinsame leidvolle Geschichte der deutschen und jüdischen Kultur, so dass ein
weiterer Baustein für eine gemeinsame Erinnerungskultur gelegt wird, die sich
in die jüngere Generation fortschreibt.